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Der Magazinjunkie

Im Gespräch musste ich unlängst feststellen, dass ich trotz meiner Technologieverliebtheit unglaublich auf Gedrucktes stehe. Aber eher nicht auf Tageszeitungen, sondern eher auf Magazine. Wöchentlich, monatlich oder seltener. Das entspricht meinem Leseverhalten. Und ist durch die langen Strecken und die hintergründige Bearbeitung auch dauerhafter als das Tagesgewäsch so mancher Tageszeitung.

Ich habe Profil, Brand Eins, Neon, .copy, Datum und dummy abonniert, kaufe und lese regelmässig Wired, das M.I.T. Technology Review, Fast Company, Business 2.0, versuche ab und an mal einen Wiener und muss sowieso alles lesen was herumliegt, egal ob Page, WAD oder Medianet. Ich bin ein Magazinjunkie. Süchtig nach den gedruckten Wörtern, den Rubriken. Dazu kommt ein starkes "Haben wollen", ein Besitzwunsch.

Dabei fallen drei Dinge auf:
  1. Die Magazinlandschaft in Österreich ist aus meiner Sicht stark unterentwickelt, im Vergleich zu Deutschland und auch international, was vermutlich an der Einwohnerzahl und der
  2. Tatsache dass ich a. keine Männermagazine* und b. nichts was direkt aus dem Fellner Konzern stammt (News, Format) stammt lese
  3. Amerikanische Magazine sind was die Qualität, die Schreibe und auch die Originalität anlangt deutschsprachigen Produkten (die Schweiz habe ich noc nicht erfüllend erschlossen, habe bis dato aber auch nichts brauchbares entdeckt) weit überlegen
* Ganz ehrlich: wen interessieren denn die ewig gleichen Magazine die aus einer wohlfeilen Mischung aus nackten Frauen, Mode und Accessoires für den Mann von Heute, Autos, Technik und Interviews mit Rollenvorbildern bestehen. Sextipps inklusive. So etwas dröges muten sich nur Masochisten freiwillig zu, was die Vermutung bestätigt, dass jeder etwas masochistisches hat, sonst wären die Auflagen nicht so groß und Frauenmagazine längst Geschichte.
Dieser Beitrag wurde am Montag, 30. Januar 2006, 21:01 verfasst und hat noch keine Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Unterwegs

Wer eine Reise tut, kann etwas erzählen. Heisst es. Stimmt auch. Doch dazu muss man nur auf den Bahnhof gehen. Im Büchergeschäft am Bahnhof kauft ein Mann Reiseführer um 210 Euro, à 5 Euro. Der Verkäufer ist freundlich und versucht an diesem Samstag Nachmittag Optimismus auszustrahlen indem er mit einem freundlichen "Jetzt können Sie ohne Sorge die ganze Welt bereisen" versucht die absurde Situation zu entschärfen. Der Kunde antwortet: "Ich bleibe lieber zu Hause, ist sicherer."

Kurz danach eine junge Frau, schätzungsweise Mitte 30, klein, blonde Lange Haare, etwas übergewichtig, sehr freundlich im Gesichtsausdruck an der Kassa. Mit ungefähr 45 Frauenzeitschriften, von Brigitte über Neue Post bis hin zu Gala schreitet sie zur Bezahlung. Die Dame zieht jede einzeln über den Scanner, dabei wird offensichtlich dass es sich bei der Zusammenstellung nicht einmal um ein Best Of, sondern eher eine Komplettsammlung mit leichtem Hang zum Worst Of handelt. Sie packt die Zeitschriften in eine eigens mitgebrachte Reisetasche, die sonst nichts enthält, sagt "na heute komme ich ja richtig billig davon" und geht.
Dieser Beitrag wurde am Montag, 30. Januar 2006, 21:01 verfasst und hat noch keine Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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You live you learn

Da hat sie wohl Recht die Frau Morrissette, auch wenn uns das manchmal als etwas absurd erscheint. Neues ist oftmals erschreckend, ungewohnt (nona) oder auch beängstigend. Als ich unlängst mit jemandem der Psychologie studiert über das Zuspätkommen ansich sprach, hatte dieser jemand eine sehr passend wenn auch erschreckende Erklärung parat: Angst vor dem wohin man geht. Angst vor dem was kommt. Erschreckend weil erschreckend klar und deutlich.

Seit ich mich mit Computer beschäftige hat sich ständig etwas bewegt, kam ständig etwas neues und es ist kein Ende in Sicht. Gerade das Aufkommen von Social Software als Paradigma ist definitiv soetwas Neues. Und auf der technischen Front kann man ja sowieso kaum mithalten. (Nota bene: für uns Menschen ist es scheinbar unerheblich ob das "Neue" etwas "Altes" in neuen Kleidern ist, die Renaissance hatte ja auch den Nimbus des Neuen).

Seit ich mich mit Computern beschäftige hatte ich auch immer das Problem bei Verwandten und Bekannten als Ratgeber herangezogen zu werden. Wenn also ein neuer Computer angeschafft wurde, so fragt man jemanden um Rat der das wohl besser wissen sollte. Wenn irgendwas nicht funktioniert und man (auf Grund der eindeutigen Berichterstattung in den Medien) selbstverständlich annimmt es handle sich dabei um einen Virus, dann wird der Mensch gerufen der sich nach landläufiger Meinung "mit Computern auskennt". Auch wenn der Virus wieder einmal nur ein simpler Irrtum in der Bedienung war, in sicheren Händen klappt einfach alles besser.

Dabei finde ich solche Tätigkeiten in manchen Momenten mühsam und anstrengend, in den meisten Fällen aber sehr bereichernd. Weil sie für einen kurzen Moment eine Sichtweise darauf erlauben wie man Computer wahrnimmt wenn man nicht tagtäglich damit oder dafür arbeitet. Eine Sichtweise auf Technik die jener der breiten Bevölkerung vermutlich deutlich näher ist als die eines Technikverliebten, der als Broterwerb den Tag damit zubringt in eine "eckiges Kastl" zu blicken.

Auch hier macht der Vergleich sicher: eine ganze Menge Software ist schlicht unbenützbar, heillos kompliziert und macht einfachste Aufgaben (zB eine Datei an ein Email anzuhängen) unnötig schwer. Aber natürlich gibt es in diesem Vergleich auch eine menschliche Komponente. Und die ist Ursache für wunderbare Erlebnisse.

Wenn zB eine Pensionistin, weit über 60, kurz davor eine künstliche Hüfte zu erhalten, vor 1 Jahr ihren ersten Computer bekommen hat (ein Notebook, wegen dem Platzbedarf), davor nur mit Computern zu tun hatte die Lochkarten verarbeiten sollten und dann lange Jahre in einer leitenden Position tätig war, aber die Computerrevolution allein auf Grund ihres Alters nicht mitbekommen hat. An ihrer Seite steht ihr Ehemann, ein Techniker, der bei einem großen Industriekonzern in der Entwicklungsabteilung "Neues" erfunden hat.

Nach nur einem Jahr unregelmässiger Arbeit mit dem Computer (der sogar ins Sommerhaus mitkommt, wo ortsbedingt nur eine Internetverbindung per 56K Modem zur Verfügung steht, sehr zum Leidwesen der Inhaberin) besitzt diese Dame eine Neugier und ein Verständnis für Software, wie sie mich nur immer wieder verwundert.

Vor kurzem wurde für den Urlaub in Laos und Kambodcha eine neue Digitalkamera angeschafft. Mit richtigem Sucher, relativ groß und von Sony. Wegen der Handhabbarkeit und der Gewohnheit. Aus dem Urlaub zurückgekommen mit 2 Memory Sticks voll mit Fotos (778 an der Zahl) gibt es also die unvermeidliche Foto Lektion. Fotos auf den Computer übertragen, Fotos editieren, verschicken und veröffentlichen. Ich habe mich gefürchtet, hatte Angst. Ein so großes Thema, mit so vielen Tücken ausgestattet. Das hätte schwierig werden können.

Wurde es aber nicht. Zuerst der Versuch die mitgelieferte Software von Sony, das Picture Package, zum Einsatz zu bringen. Nach einigen Schwierigkeiten dann doch Picasa (endlich in Deutsch!) installiert. Und plötzlich wurde der gesamte Prozess zu einer einzigen Freude. Bereits nach kurzem ist die Handhabung vollkommen klar, einige wenige Funktionen sind notwendig (Kontrast, aufhellen, Scharf stellen, zuschneiden) und schon sind sowohl sie als auch ihr anfangs skeptischer Ehemann begeistert.

Kurze Zeit später eine erneute Einheit, es waren einige Fragen aufgetreten, da bemerke ich: es werden bereits Fotos verschickt und bearbeitet als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. Der Höhepunkt der Einheit ist, als während dem Bearbeiten eines Fotos sich plötzlich Skype öffnet und eine Freundin (ebenfalls Pensionistin) anruft. Kurz wird diskutiert, dass es jetzt nicht ginge, ob man sich später hören könne. Kein Problem, die Freundin "bleibe online". Eine halbe Stunde später ruft der Schwiegersohn aus Brüssel an. Ebenfalls über Skype. Sie sagt "Würde das mit dem Videotelefonieren besser gehen, das wäre optimal". Ich bin vollkommen begeistert.

Nicht nur, dass sich zwei Menschen die schon so viele Technologien erlebt haben darauf eingelassen haben etwas Neues zu versuchen, wird diese Technologie auch noch vollkommen selbstverständlich eingesetzt. Ohne Berührungsangst.

Das größte Problem ist übrigens in diesem (und auch in zahlreichen anderen Fällen, bei meiner Mutter angefangen) die Bedienung der Maus. Sowohl das Zeigen und Auswählen als auch Rechtsklicken machen große Schwierigkeiten. Mich würde der Versuch interessieren wie eine Apple Maus angenommen wird.
Dieser Beitrag wurde am Montag, 30. Januar 2006, 21:00 verfasst und hat 2 Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.




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