Gran Turismo
Nach langer Abstinenz, erstens mangels Zeit und verschobenen Prioritäten und zweitens auf Grund veränderter Einstellung zu großen Menschenmengen (das Alter), komme ich gerade von einem Konzertabend nach Hause. Genauer: ich sitze im Auto, direkt nach dem Konzert, tippe auf dem Notebook eben diese Zeilen, denn es war nicht irgendein Konzertabend, sondern ein wunderbarer, überwältigend guter Abend.
Das Line-Up: The Cardigans, in der Arena, und als Eröffner Florian Horwath, ein Österreicher, der letzes Jahr ein viel beachtetes Album veröffentlicht hat. Zuerst ein paar Worte zu ihm: charismatischer Mann, mir zuvor ein Begriff weil eine ehemalige Knallgrau das Vergnügen hatte in einem seiner Videos eine Rolle zu spielen in dem es eine ganze Menge PDAs gab (nein nicht Taschencomputer, sondern Public Displays of Affection), denn es handelt sich dabei um eine verfilmte Kuschelorgie. Also mit Herrn Horwath lässt sich sicher gut kuscheln. Seine Songs sind interessant und gefühlvoll, allerdings hat man in manchen Momenten den Eindruck es fehlt am rechten Mut aus einer Sammlung von Tönen denn auch mal ein "Lied" zu machen. Wenn das denn geschieht, so wie bei einer der letzten Nummern, bei denen der Bassist der Cardigans Horwath, Mom und Dad (so der Name der Begleitpersonen) ergänzt hat, dann werden die Songs richtig gut und richtig gefährlich.
Dazwischen merke ich die vergangenen Tage und vor allem die körperliche Anstrengung von heute. Die Füsse fühlen sich schwer an, die Müdigkeit ist deutlich zu spüren.
Dann: Auftritt Cardigans. Die Cardigans gehören zu den wenigen Bands die ich bereits mehrmals live gesehen habe, das erste Mal ebenfalls in der Arena, Freiluft, als Vorgruppe der noch wunderbareren Foo Fighters, die damals gerade ihr erstes Album veröffentlicht hatten und irgendwann trotz Zugabe Rufen die Bühne verlassen mussten, einfach aus Mangel an Songs. Eine der besten Erinnerungen an diesen Abend war, dass die Cardigans pünktlich um 20 Uhr zu spielen begannen, ein gutes Set ablieferten und nach 15 Minuten Umbaupause die Foo Fighters um 21 Uhr auf der Bühne standen. Genauso heute.
Seitdem sind einige Jahre vergangen, sowohl die Foo Figthers als auch die Cardigans haben einige Alben veröffentlicht und man kann ohne Zögern sagen, dass eben die letzteren mit dem vorletzten ("Long Gone before Daylight") eines der besten Alben aller Zeit geschaffen haben. Das werden vor allem alle Knallgrauen bestätigen können, denn dieses Album haben wir in der Lindengasse ohne Übertreibung an die 100 mal gehört. Mein bescheidener Beitrag zur Musikkultur in dieser Firma. (Ganz nebenbei: das letzte Foo Fighters Album ist ebenfalls ein wahres Wunderwerk.)
Sie spielen die ersten Takte des ersten Songs und meine Beine sind nicht mehr als ein Werkzeug, ein Mittel um das zu zelebrieren was da passiert. Von Müdigkeit und Schwere keine Spur mehr, stattdessen ein breiter Dauergrinser auf meinem Gesicht. Der ist sicher nicht vom kleinen Cola von vorhin.
Das neue Oeuvre "Super Extra Gravity" ist super extra gut gelungen, ein würdiges Cardigans Album. Voll von überraschenden Songs, die nie trivial, immer mit umfangreichen, intelligenten, eindringlichen Texten abgerunden und insgesamt einfach schön wie ein Sonnenaufgang sind. Die Cardigans haben ein lange und beständige Geschichte. Das merkt man im Konzert. Keine Hits zum mitsingen, aber Songs die die Stunde, den Tag oder das Jahr überdauern. "Erase, Rewind" und "Favourite Game" von Gran Turismo, zahlreiche Ohrwürmer vom letzten Album und viel Neues, nicht zu vergessen all das alte Material, das heute abend nicht zum Zug kam.
Schon für Textzeilen wie:
I need some fine wine and you, you need to be nicer
oder
Don't blame your daughter
that's just sentimental
and don't blame your mom
for all that you've done wrong
Your dad is not guilty
you came out a little faulty
and the factory closed
so you can't hold them liable
You come from an island,
you're cutting diamonds
with a rubbery knife
Your autograph is worthless
so don't send me letters
and don't mail me cash
'cause your money is no good
muss man die Cardigans einfach lieben.
Man merkt den Spaß, die Freude, den die Dame und die 4 Herren auf der Bühne verspüren, es wird gerockt, alles kracht und mitten drin, die zerbrechliche Nina Persson, in schwarzer Korsage, die trotz ihres zierlichen Körpers immer stark und kräftig wirkt. So auch ihre Stimme, die sie erstaunlich präzise einsetzt und zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle hat. Es ist schön Profis bei der Arbeit zuzusehen, die es schaffen den Wiedererkennungswert zu nutzen und dennoch eine atmosphärische Veränderung in die Musik einzuweben.
Genug der Lobhudelei, vermutlich ließe sich das einfacher auch zusammenfassen: Wäre der Titel "Beste Band der Welt" nicht bereits auf Lebenzeit vergeben, die Cardigans hätten ihn wahrlich verdient. Es war ein wunderbarer Abend.
In einem einzigen Punkt muss ich Nina Persson dann doch wiedersprechen. In "Communication" singt sie: "and I hold the record for being patient", doch dieser Rekord gebürt ohne Zweifel meiner Freundin T.
Das Line-Up: The Cardigans, in der Arena, und als Eröffner Florian Horwath, ein Österreicher, der letzes Jahr ein viel beachtetes Album veröffentlicht hat. Zuerst ein paar Worte zu ihm: charismatischer Mann, mir zuvor ein Begriff weil eine ehemalige Knallgrau das Vergnügen hatte in einem seiner Videos eine Rolle zu spielen in dem es eine ganze Menge PDAs gab (nein nicht Taschencomputer, sondern Public Displays of Affection), denn es handelt sich dabei um eine verfilmte Kuschelorgie. Also mit Herrn Horwath lässt sich sicher gut kuscheln. Seine Songs sind interessant und gefühlvoll, allerdings hat man in manchen Momenten den Eindruck es fehlt am rechten Mut aus einer Sammlung von Tönen denn auch mal ein "Lied" zu machen. Wenn das denn geschieht, so wie bei einer der letzten Nummern, bei denen der Bassist der Cardigans Horwath, Mom und Dad (so der Name der Begleitpersonen) ergänzt hat, dann werden die Songs richtig gut und richtig gefährlich.
Dazwischen merke ich die vergangenen Tage und vor allem die körperliche Anstrengung von heute. Die Füsse fühlen sich schwer an, die Müdigkeit ist deutlich zu spüren.
Dann: Auftritt Cardigans. Die Cardigans gehören zu den wenigen Bands die ich bereits mehrmals live gesehen habe, das erste Mal ebenfalls in der Arena, Freiluft, als Vorgruppe der noch wunderbareren Foo Fighters, die damals gerade ihr erstes Album veröffentlicht hatten und irgendwann trotz Zugabe Rufen die Bühne verlassen mussten, einfach aus Mangel an Songs. Eine der besten Erinnerungen an diesen Abend war, dass die Cardigans pünktlich um 20 Uhr zu spielen begannen, ein gutes Set ablieferten und nach 15 Minuten Umbaupause die Foo Fighters um 21 Uhr auf der Bühne standen. Genauso heute.
Seitdem sind einige Jahre vergangen, sowohl die Foo Figthers als auch die Cardigans haben einige Alben veröffentlicht und man kann ohne Zögern sagen, dass eben die letzteren mit dem vorletzten ("Long Gone before Daylight") eines der besten Alben aller Zeit geschaffen haben. Das werden vor allem alle Knallgrauen bestätigen können, denn dieses Album haben wir in der Lindengasse ohne Übertreibung an die 100 mal gehört. Mein bescheidener Beitrag zur Musikkultur in dieser Firma. (Ganz nebenbei: das letzte Foo Fighters Album ist ebenfalls ein wahres Wunderwerk.)
Sie spielen die ersten Takte des ersten Songs und meine Beine sind nicht mehr als ein Werkzeug, ein Mittel um das zu zelebrieren was da passiert. Von Müdigkeit und Schwere keine Spur mehr, stattdessen ein breiter Dauergrinser auf meinem Gesicht. Der ist sicher nicht vom kleinen Cola von vorhin.
Das neue Oeuvre "Super Extra Gravity" ist super extra gut gelungen, ein würdiges Cardigans Album. Voll von überraschenden Songs, die nie trivial, immer mit umfangreichen, intelligenten, eindringlichen Texten abgerunden und insgesamt einfach schön wie ein Sonnenaufgang sind. Die Cardigans haben ein lange und beständige Geschichte. Das merkt man im Konzert. Keine Hits zum mitsingen, aber Songs die die Stunde, den Tag oder das Jahr überdauern. "Erase, Rewind" und "Favourite Game" von Gran Turismo, zahlreiche Ohrwürmer vom letzten Album und viel Neues, nicht zu vergessen all das alte Material, das heute abend nicht zum Zug kam.
Schon für Textzeilen wie:
I need some fine wine and you, you need to be nicer
oder
Don't blame your daughter
that's just sentimental
and don't blame your mom
for all that you've done wrong
Your dad is not guilty
you came out a little faulty
and the factory closed
so you can't hold them liable
You come from an island,
you're cutting diamonds
with a rubbery knife
Your autograph is worthless
so don't send me letters
and don't mail me cash
'cause your money is no good
muss man die Cardigans einfach lieben.
Man merkt den Spaß, die Freude, den die Dame und die 4 Herren auf der Bühne verspüren, es wird gerockt, alles kracht und mitten drin, die zerbrechliche Nina Persson, in schwarzer Korsage, die trotz ihres zierlichen Körpers immer stark und kräftig wirkt. So auch ihre Stimme, die sie erstaunlich präzise einsetzt und zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle hat. Es ist schön Profis bei der Arbeit zuzusehen, die es schaffen den Wiedererkennungswert zu nutzen und dennoch eine atmosphärische Veränderung in die Musik einzuweben.
Genug der Lobhudelei, vermutlich ließe sich das einfacher auch zusammenfassen: Wäre der Titel "Beste Band der Welt" nicht bereits auf Lebenzeit vergeben, die Cardigans hätten ihn wahrlich verdient. Es war ein wunderbarer Abend.
In einem einzigen Punkt muss ich Nina Persson dann doch wiedersprechen. In "Communication" singt sie: "and I hold the record for being patient", doch dieser Rekord gebürt ohne Zweifel meiner Freundin T.
ich beineide dich wirklich michael!