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Wer anderen eine Gruppe gräbt...

Es ist ja die Zeit der Schwarmintelligenz, in Zeiten wo die Gruppe als Phänomen wichtig ist. Keine Frage, es gibt eine ganze Menge an Situationen wo Gruppen bessere Leistungen erbringen und gemeinsam bessere Entscheidungen treffen. Nicht umsonst also kollektive Intelligenz.
Eine soziologische Interpretation des Begriffs versteht unter kollektiver Intelligenz gemeinsame, konsensbasierte Entscheidungsfindung.Aber sind Gruppen wirklich immer besser? Vielleicht. Aber nur vielleicht.

Die Schwarmintelligenz geht ja immer von Individuen aus, die ihren Instikten folgen (Stichwort: Ameisenstaat), ein Zustand den wir Menschen ja leider schon längst hinter uns gelassen haben. Nicht falsch verstehen (siehe auch hier), aber an manchen Tagen, in manchen Situationen, wäre ich froh der Kopf und der Bauch würden eine heilige Ruhe geben und meine Instinkte würden mir einen Weg weisen. Aber das ist ja sowieso die älteste Frage: ist es wirklich besser nur nach Instinkten zu handeln oder ein bewußtes, reflexives Selbst zu haben, das in der Lage ist Entscheidungen auf Grund von subjektiven Bewertungen zu treffen? Also auf das Niveau eines feuchtfröhlichen Abends gebracht: macht Denken wirklich glücklich, oder wäre es besser dumm, im Sinne von unüberlegt, zu sein?

Man weiss es nicht, denn die Probe aufs Exempel, ist leider über die Maße schwierig, also unmöglich. Zurück zum Thema.

Wir haben uns also entwickelt. Haben neben Bewußtsein und Reflexionsfähigkeit auch ganz andere Dinge entwickelt. Einen freien Willen (definitiv Diskussionspotential), Wünsche, Bedürfnisse, Befindlichkeiten und die zweifelhafte Fähigkeit der individuellen Wahrnehmung entwickelt. Wir zweifeln, wir hadern, wir denken und grübeln, wir interpretieren und kontrollieren. Vermeintlich.

Denn wir irren. Oft. Und gerade in Gruppen. Bestes Beispiel: Group Think. Ein Phänomen, das durchaus ab und an auch live zu beobachten ist. Grenzenlose Selbstüberschätzung von Gruppen, das missachten oder ignorieren von eindeutigen Signalen, das Unterdrücken von neuen Ideen und das Schaffen von falschen Stereotypen zur gemeinsamen Abgrenzung. Ganz im Sinne der Systemtheorie, Distanz zu anderen Systemen maximieren um die eigenen Grenzen deutlich zu definieren. Oder auch Peer Pressure. Und viele andere. (Ist ja kein Psycholog hier.)

Allesamt nicht gerade Zeichen von kollektiver Intelligenz. Weil nicht gerade intelligent.

Wie also Schwarmintelligenz im Internet? Durch einen Sieg der Vernunft? Kant hätte seine Freude. Aber ist uns eine kollektive Intelligenz eigentlich so wichtig? Genügt es nicht schon, wenigstens etwas mehr kritische Betrachtung, etwas mehr Hinterfragen statt einfach nur konsumieren und ertragen?
Dieser Beitrag wurde am Montag, 25. Juli 2005, 23:32 verfasst und hat 4 Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



Kommentare
#   26. Jul, 12:00   jupe
könntest du mir nochmal kurz schreiben, um was es dir hier geht?
Oder bin ich in einer glücklichen Lage, weil ich NICHT verstehe? Wenn dem so sein sollte: nein, bitte das Glück dann doch lieber nicht zerstören. Aber wenn ich doch schon mal über den Tellerrand geschaut habe und weiß, da ist etwas, was ich nicht verstehe, aber es ist da... dann bin ich mir meiner eigenen Unwissenheit plötzlich bewußt und das Glück der Unwissenheit ist vorbei. Dann möchte ich doch lieber wissen, worum es geht. Es könnte ja noch glücklicher machen, oder?
#   26. Jul, 13:00   smi
ich versuchs: ich bezweifle manchmal ob gruppen wirklich besser sind, bessere entscheidungen treffen und so weiter. ich glaube wir brauchen nicht immer gruppen, sondern manchmal nur kritischere individuen. so besser?
#   26. Jul, 15:16   jupe
viel besser, danke.
#   26. Jul, 13:09   boomerang
siehe Wikipedia: Gustave Le Bon
diesbezüglich empfehlenswertes buch: "psychologie der masse" - der hielt ebensowenig von der schwarmintelligenz.