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Der Magazinjunkie

Im Gespräch musste ich unlängst feststellen, dass ich trotz meiner Technologieverliebtheit unglaublich auf Gedrucktes stehe. Aber eher nicht auf Tageszeitungen, sondern eher auf Magazine. Wöchentlich, monatlich oder seltener. Das entspricht meinem Leseverhalten. Und ist durch die langen Strecken und die hintergründige Bearbeitung auch dauerhafter als das Tagesgewäsch so mancher Tageszeitung.

Ich habe Profil, Brand Eins, Neon, .copy, Datum und dummy abonniert, kaufe und lese regelmässig Wired, das M.I.T. Technology Review, Fast Company, Business 2.0, versuche ab und an mal einen Wiener und muss sowieso alles lesen was herumliegt, egal ob Page, WAD oder Medianet. Ich bin ein Magazinjunkie. Süchtig nach den gedruckten Wörtern, den Rubriken. Dazu kommt ein starkes "Haben wollen", ein Besitzwunsch.

Dabei fallen drei Dinge auf:
  1. Die Magazinlandschaft in Österreich ist aus meiner Sicht stark unterentwickelt, im Vergleich zu Deutschland und auch international, was vermutlich an der Einwohnerzahl und der
  2. Tatsache dass ich a. keine Männermagazine* und b. nichts was direkt aus dem Fellner Konzern stammt (News, Format) stammt lese
  3. Amerikanische Magazine sind was die Qualität, die Schreibe und auch die Originalität anlangt deutschsprachigen Produkten (die Schweiz habe ich noc nicht erfüllend erschlossen, habe bis dato aber auch nichts brauchbares entdeckt) weit überlegen
* Ganz ehrlich: wen interessieren denn die ewig gleichen Magazine die aus einer wohlfeilen Mischung aus nackten Frauen, Mode und Accessoires für den Mann von Heute, Autos, Technik und Interviews mit Rollenvorbildern bestehen. Sextipps inklusive. So etwas dröges muten sich nur Masochisten freiwillig zu, was die Vermutung bestätigt, dass jeder etwas masochistisches hat, sonst wären die Auflagen nicht so groß und Frauenmagazine längst Geschichte.
Dieser Beitrag wurde am Montag, 30. Januar 2006, 21:01 verfasst und hat noch keine Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Unterwegs

Wer eine Reise tut, kann etwas erzählen. Heisst es. Stimmt auch. Doch dazu muss man nur auf den Bahnhof gehen. Im Büchergeschäft am Bahnhof kauft ein Mann Reiseführer um 210 Euro, à 5 Euro. Der Verkäufer ist freundlich und versucht an diesem Samstag Nachmittag Optimismus auszustrahlen indem er mit einem freundlichen "Jetzt können Sie ohne Sorge die ganze Welt bereisen" versucht die absurde Situation zu entschärfen. Der Kunde antwortet: "Ich bleibe lieber zu Hause, ist sicherer."

Kurz danach eine junge Frau, schätzungsweise Mitte 30, klein, blonde Lange Haare, etwas übergewichtig, sehr freundlich im Gesichtsausdruck an der Kassa. Mit ungefähr 45 Frauenzeitschriften, von Brigitte über Neue Post bis hin zu Gala schreitet sie zur Bezahlung. Die Dame zieht jede einzeln über den Scanner, dabei wird offensichtlich dass es sich bei der Zusammenstellung nicht einmal um ein Best Of, sondern eher eine Komplettsammlung mit leichtem Hang zum Worst Of handelt. Sie packt die Zeitschriften in eine eigens mitgebrachte Reisetasche, die sonst nichts enthält, sagt "na heute komme ich ja richtig billig davon" und geht.
Dieser Beitrag wurde am Montag, 30. Januar 2006, 21:01 verfasst und hat noch keine Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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You live you learn

Da hat sie wohl Recht die Frau Morrissette, auch wenn uns das manchmal als etwas absurd erscheint. Neues ist oftmals erschreckend, ungewohnt (nona) oder auch beängstigend. Als ich unlängst mit jemandem der Psychologie studiert über das Zuspätkommen ansich sprach, hatte dieser jemand eine sehr passend wenn auch erschreckende Erklärung parat: Angst vor dem wohin man geht. Angst vor dem was kommt. Erschreckend weil erschreckend klar und deutlich.

Seit ich mich mit Computer beschäftige hat sich ständig etwas bewegt, kam ständig etwas neues und es ist kein Ende in Sicht. Gerade das Aufkommen von Social Software als Paradigma ist definitiv soetwas Neues. Und auf der technischen Front kann man ja sowieso kaum mithalten. (Nota bene: für uns Menschen ist es scheinbar unerheblich ob das "Neue" etwas "Altes" in neuen Kleidern ist, die Renaissance hatte ja auch den Nimbus des Neuen).

Seit ich mich mit Computern beschäftige hatte ich auch immer das Problem bei Verwandten und Bekannten als Ratgeber herangezogen zu werden. Wenn also ein neuer Computer angeschafft wurde, so fragt man jemanden um Rat der das wohl besser wissen sollte. Wenn irgendwas nicht funktioniert und man (auf Grund der eindeutigen Berichterstattung in den Medien) selbstverständlich annimmt es handle sich dabei um einen Virus, dann wird der Mensch gerufen der sich nach landläufiger Meinung "mit Computern auskennt". Auch wenn der Virus wieder einmal nur ein simpler Irrtum in der Bedienung war, in sicheren Händen klappt einfach alles besser.

Dabei finde ich solche Tätigkeiten in manchen Momenten mühsam und anstrengend, in den meisten Fällen aber sehr bereichernd. Weil sie für einen kurzen Moment eine Sichtweise darauf erlauben wie man Computer wahrnimmt wenn man nicht tagtäglich damit oder dafür arbeitet. Eine Sichtweise auf Technik die jener der breiten Bevölkerung vermutlich deutlich näher ist als die eines Technikverliebten, der als Broterwerb den Tag damit zubringt in eine "eckiges Kastl" zu blicken.

Auch hier macht der Vergleich sicher: eine ganze Menge Software ist schlicht unbenützbar, heillos kompliziert und macht einfachste Aufgaben (zB eine Datei an ein Email anzuhängen) unnötig schwer. Aber natürlich gibt es in diesem Vergleich auch eine menschliche Komponente. Und die ist Ursache für wunderbare Erlebnisse.

Wenn zB eine Pensionistin, weit über 60, kurz davor eine künstliche Hüfte zu erhalten, vor 1 Jahr ihren ersten Computer bekommen hat (ein Notebook, wegen dem Platzbedarf), davor nur mit Computern zu tun hatte die Lochkarten verarbeiten sollten und dann lange Jahre in einer leitenden Position tätig war, aber die Computerrevolution allein auf Grund ihres Alters nicht mitbekommen hat. An ihrer Seite steht ihr Ehemann, ein Techniker, der bei einem großen Industriekonzern in der Entwicklungsabteilung "Neues" erfunden hat.

Nach nur einem Jahr unregelmässiger Arbeit mit dem Computer (der sogar ins Sommerhaus mitkommt, wo ortsbedingt nur eine Internetverbindung per 56K Modem zur Verfügung steht, sehr zum Leidwesen der Inhaberin) besitzt diese Dame eine Neugier und ein Verständnis für Software, wie sie mich nur immer wieder verwundert.

Vor kurzem wurde für den Urlaub in Laos und Kambodcha eine neue Digitalkamera angeschafft. Mit richtigem Sucher, relativ groß und von Sony. Wegen der Handhabbarkeit und der Gewohnheit. Aus dem Urlaub zurückgekommen mit 2 Memory Sticks voll mit Fotos (778 an der Zahl) gibt es also die unvermeidliche Foto Lektion. Fotos auf den Computer übertragen, Fotos editieren, verschicken und veröffentlichen. Ich habe mich gefürchtet, hatte Angst. Ein so großes Thema, mit so vielen Tücken ausgestattet. Das hätte schwierig werden können.

Wurde es aber nicht. Zuerst der Versuch die mitgelieferte Software von Sony, das Picture Package, zum Einsatz zu bringen. Nach einigen Schwierigkeiten dann doch Picasa (endlich in Deutsch!) installiert. Und plötzlich wurde der gesamte Prozess zu einer einzigen Freude. Bereits nach kurzem ist die Handhabung vollkommen klar, einige wenige Funktionen sind notwendig (Kontrast, aufhellen, Scharf stellen, zuschneiden) und schon sind sowohl sie als auch ihr anfangs skeptischer Ehemann begeistert.

Kurze Zeit später eine erneute Einheit, es waren einige Fragen aufgetreten, da bemerke ich: es werden bereits Fotos verschickt und bearbeitet als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. Der Höhepunkt der Einheit ist, als während dem Bearbeiten eines Fotos sich plötzlich Skype öffnet und eine Freundin (ebenfalls Pensionistin) anruft. Kurz wird diskutiert, dass es jetzt nicht ginge, ob man sich später hören könne. Kein Problem, die Freundin "bleibe online". Eine halbe Stunde später ruft der Schwiegersohn aus Brüssel an. Ebenfalls über Skype. Sie sagt "Würde das mit dem Videotelefonieren besser gehen, das wäre optimal". Ich bin vollkommen begeistert.

Nicht nur, dass sich zwei Menschen die schon so viele Technologien erlebt haben darauf eingelassen haben etwas Neues zu versuchen, wird diese Technologie auch noch vollkommen selbstverständlich eingesetzt. Ohne Berührungsangst.

Das größte Problem ist übrigens in diesem (und auch in zahlreichen anderen Fällen, bei meiner Mutter angefangen) die Bedienung der Maus. Sowohl das Zeigen und Auswählen als auch Rechtsklicken machen große Schwierigkeiten. Mich würde der Versuch interessieren wie eine Apple Maus angenommen wird.
Dieser Beitrag wurde am Montag, 30. Januar 2006, 21:00 verfasst und hat 2 Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Online Ads and Customer Service

We recently had to book a quite large online campaign using only text-ads (which I prefer much more compared with that nasty banner ads) and decided to try out the text ads on Technorati and BlogAds, beside the standard Google Adwords.

I thought that Technorati's Business model is very much as Google's, relying very much on ad revenue. I contacted them twice, using their very own contact form. No response. Then I tried to contact them via email. No response. Well, seems like they have enough ads already running.

A complete different story is BlogAds. Used their online interface, works like a charm (although the selection interface could use a bit more iTunes like functionality, with search as you type and categorisation), had the ads online, got an email from Nicole, an employee of BlogAds, she had advice on how to improve the clickthrough rate, asked if she could help, had suggestions for other blogs that could be interesting, and so on. That is customer service.

Probably beeing a techfocused company with only few people in sales is a drawback, at least in the long run.
Dieser Beitrag wurde am Freitag, 20. Januar 2006, 18:03 verfasst und hat 7 Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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iBook pink

Nach all dem Trara rund um die Keynote und die MacBooks hier ein absolutes must have für eine ganze Menge Frauen:



[via tltb]
Dieser Beitrag wurde am Samstag, 14. Januar 2006, 13:50 verfasst und hat 2 Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Erkenntnis 2006 #2

Man kann durchaus für zwei Spiegeleier und ein Blatt Toastschinken übelster Art, beides kurz angebraten und mit zwei Scheiben Brot serviert, 7,20 Euro bezahlen. So geschehen in einem Speisewagen eines ungarischen Zuges von München nach Wien.

Willkommen in der EU.
Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 8. Januar 2006, 11:56 verfasst und hat 5 Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Erkenntnis 2006 #1

Die erste Erkenntnis des noch sehr jungen Jahres 2006: Tom Morello (ja, genau der Tom Morello, der mit RATM durchaus für politische Statements zu haben war) spielt jetzt mit Rollkragenpulli umrahmt von Kerzenlicht auf einer Akkustikgitarre (Hinweis: Audioslave / Like a Stone).

Rock ist nicht mehr das was er mal war.
Dieser Beitrag wurde am Samstag, 7. Januar 2006, 00:06 verfasst und hat noch keine Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Mainstream Media and Seriousness

Although I really like using Tadalist, I value Basecamp and find Backpack a really well done application: that comparison really sucks.
Dieser Beitrag wurde am Samstag, 7. Januar 2006, 00:04 verfasst und hat noch keine Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Zeitgeist

Der neue Google Zeitgeist für das langsam ausklingende Jahr 2005 ist verfügbar. Sehr interessant: der Zeitgeist wird immer ausführlicher (siehe Archiv) und (fast noch spannender) Google scheint seine Seiten einem sanften Redesign zu unterziehen. Neben der Google Analytics Seite ist die Zeitgeist Seite die zweite (mir bekannte) Seite die den farbigen Streifen in der Mitte enthält.
Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 22. Dezember 2005, 23:20 verfasst und hat noch keine Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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The changing web and privacy

I was thinking about that development for a long time, now Michi wrote a very interesting post over in his weblog concerning how much information all that publishing provides, some of that information is provided because you want to, other can be concluded (infered) just by combining the "bigger picture". That is certainly changing, but not only on the web.

If you take a sharp look at how our society is changing the way it looks at privacy is thrilling. Just think about phenomens like Big Brother and other reality shows, look at all those other devices that we use and how they affect our privacy. Today it is rather easy to google people, they don't even have to have a Weblog or something else, you'll most likely find some information about their background.

You can search online in phonebooks, find out their adress, see their neighborhood on the map. As soon as people have a email adress, you'll be able to make a connection to their company, right now around christmas some people are sending christmas wishes with hundreds of email adresses in the "to" header.

I also think that personal publishing is not a cause for that change, but most likely an effect of that change. And it can not be underestimated. The reason why I deleted this weblog half a year ago, was because exactly the archive, that contained all that information was misinterpreted, sliced in small pieces, put together differently and used as something that I didn't want it to be. But I understand (now) that it is tempting to do that. Trying to discover the "truth" by putting together small pieces is exactly what we are trained to do, that is what we do all the time.

But how can we deal with that situation? Can we "turn back time"? I don't think so. We just have to think about privacy and security whenever we design a web application, ensuring a maximum of privacy and security but provide as much benefit as possible.

One more thing: I think we are running even more in that direction. Just think about the possible applications for RFID, and that technology is definitely coming our way.

By the way: That is one reason why I hate services such as OpenBC or Orkut, because they make explicit what should not necessarily be explicit.
Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 22. Dezember 2005, 23:02 verfasst und hat 1 Kommentar. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Tagging revisited

Einerseits weil ich es versprochen hatte und andererseits weil gestern del.icio.us von Yahoo! gekauft wurde und damit Yahoo! mit Flickr und del.icio.us zwei der wohl momentan wichtigsten Social Software Applikationen "besitzt" deren zentrales Konzept Tagging ist. Eine grundlegende Einführung ist hier und bei Wikipedia zu finden.

Was bedeutet es überhaupt ein Objekt (eine URL, ein Foto, einen Weblogbeitrag, etc.) zu taggen? Aus meiner Sicht geht es dabei um die Identifikation von wichtigen Begriffen (Konzepten) im Zusammenhang mit dem Inhalt. Es geht darum dem Objekt eine Bedeutung, einen Sinn zuzuweisen. Dieser Sinn kann vielfältig sein, ist immer subjektiv auf den Erfahrungshorizont der Person zugewiesen die das Objekt tagged. Es ist eine Art Kategorisierung, ein "labelling" mit sinngebenden Begriffen.

Dabei hat ein Paper von Golder / Huberman unlängst einige sehr interessante Faktoren im Zusammenhang mit Tagging analysiert. Die meisten Tags, in der Reihenfolge der Häufigkeit, haben laut Studie folgenden Sinn:
  • Zu identifizieren welchen Inhalt (thematisch oder personell) ein Objekt hat
  • festzuhalten woher ein Objekt stammt oder welcher Art es ist
  • dem Objekt einen Ursprung (einen "Besitzer") zu geben
  • die bereits gewählten Tags weiter zu verfeinern und verdichten
  • Referenzen auf eigene Kategorien (mystuff, work, etc.)
  • Aufgabenorientierte Tags, wie toread, toblog, etc.
Das zeigt deutlich, dass nicht wie manchmal angenommen, Tags ausschließlich aus Metakategorien bestehen, sondern sehr oft wesentliche Konzepte des Inhaltes in Tags abgebildet werden. Meine Hypothese ist, dass die meisten Tags als Worte im Objekt oder dessen Quelle vorkommen (wenn es textuell ist, mit Quelle ist zB im Falle einer URL die Website gemeint). Oftmals wird auch argumentiert, dass Tags auch nur eine Form von Kategorisierung wären, der Unterschied liegt jedoch im Aufwand den es bedarf um ein Objekt zu taggen und dem es in eine Kategorie einzuordnen.

Rashmi Sinha hat eine interessante Zusammenfassung dieses Aspektes, denn es ist in der Tat einfacher sich ein Objekt anzusehen und die Konzepte die dabei im Kopf aktiviert werden zu notieren als ein Objekt zweifelsfrei und eindeutig einer Kategorie zuzuordnen. Kategorien sind meistens ausschließend (ein Element kann nicht in zwei Kategorien sein) und sind über die Zeit relativ starr. Tags sind flexibler und erlauben der/dem User/in mehr Anpassung an zeitliche Veränderungen. Wie auch das Beispiel von del.icio.us zeigt, können Tags auch für andere Dinge verwendet werden (zB die Zuweisung zu anderen Personen bei del.icio.us/for).

Doch natürlich haben auch Tags Nachteile und Probleme, die deutlich werden wenn man eine der bereits genannten Applikationen verwendet. Da wäre zum einen das Problem mehrere Bedeutungen und/oder Schreibweisen für ein Wort (auch Mehrzahl/Einzahl), auch als Polysemie und Homonymie bezeichnet. Manchmal würde man auch gerne Spezialisierungs- und Generalisierungsbeziehungen festhalten, Tags sind ein flacher Raum. Die Anzahl der Tags wächst relativ stark und User/innen haben meist wesentlich mehr Tags zu verwalten als typischerweise Kategorien, ein Grund für das häufige Argument, dass Tags chaotisch und unübersichtlich sind. Auch die Einstiegsbarriere ist relativ hoch, da der Nutzen von Tagging (ähnlich wie Weblogs) eher durch das Erleben vermittelt werden kann als durch bloßes Erzählen. Vermutlich werden die meisten User/innen Tags auch eher inkrementell einsetzen, also ab einem gewissen Zeitpunkt beginnen Tags zu nutzen und nicht alle bereits bestehenden Inhalte (Objekte) zu taggen. Wer will schon seine gesammelten Bookmarks oder seine gesammten Digitalfotos nachträglich mit verschlagworten.

Gerne verwendete Elemente in User Interfaces (auch begünstigt durch das Aufkommen und die Verbreitung von AJAX) sind, neben anderen Vereinfachungen (wie Bulk Editing, In-Place Editing), Vorschläge aus
  1. dem eigenen Tagraum, oder
  2. den Tags anderer Personen (zB del.icio.us Recommendations).
Diese Vorschläge helfen die Anzahl an Tags überschaubar zu halten und den Prozess des tagging weiter zu vereinfachen. Die Möglichkeit mit Tags einen Raum über ein soziales Netzwerk aufzuspannen, sich also jene Objekte anzusehen die andere Personen mit selben Tags versehen haben, Cluster aus den verwendeten Tags zu erstellen und auch über die Objekte eine Verknüpfung zu erstellen ("wer hat ebenfalls dieses Objekt getagged"). Diese soziale Dimension des "Social Tagging" ist mit Sicherheit einer der spannendsten Aspekte an Tagging (Obwohl die Untersuchung von Golder / Huberman einen generellen Eigennutzen unterstellt und die Anzahl der Tags je User/in keinem Zusammenhang mit der Anzahl der Objekte hat, sondern eher mit dem generellen Verhalten des Users zu tun hat).

Wir haben vor etwa 8 Monaten mit der Entwicklung einer Technologie begonnen, deren erstes nach außen sichtbares Ergebnis tagthe.net ist. Das Ziel dieses Webservices ist es automatische Mechanismen (Algorithmen) einzusetzen um den Inhalt von textuellen Objekten zu analysieren und die wichtigsten Konzepte zu extrahieren. Warum? Weil wie oben festgestellt, die meisten Tags den Inhalt betreffen und damit vermutlich schon mal im Text vorkommen. Das sieht auf den ersten Blick einfacher aus, als es ist, vor allem wenn man diesen Task relativ performant durchführen möchte und auch nur die wirklich relevanten Tags rausfiltern will. Dabei werden Statistiken eingesetzt um den Satzaufbau zu analysieren und wenn möglich auch Unterschiede festzustellen ob es sich bei dem Begriff um Personen, Orte oder generelle Konzepte handelt.

Das spannendste an Tags ist definitiv die Verwendung. Tags sind Filter, die beliebig kombiniert werden können, und werden als Navigationsmetapher verwendet. Die soziale Dimension (auch öfter als Folksonomies bezeichnet) macht ebenfalls einen großen Nutzenaspekt aus.

Egal wie man über das Konzept des Tagging denkt, die Anzahl der Firmen die in ihren Services Tags einsetzen wächst täglich:

Google (Gmail [hier als Labels bezeichnet], Google Base, Picasa [ebenfalls als Labels], im Google Reader und in der Search History), Yahoo! in MyWeb 2.0, Flickr und del.icio.us, alle Social Bookmarking Services wie Furl, Simpy oder das höchst interessante Dogear von IBM, RSS Reader wie Rojo oder feedlounge, seit neuestem Amazon, natürlich Technorati, die gerade aufkommenden Video Sharing System wie YouTube, für Apple's mail.app gibt es ein Plugin namens MailTags und in zahlreichen Blog Hosting Services von Typepad bis Wordpress.

Einige Services bieten ähnliche Dienste wie tagthe.net, jedoch mit anderer Ausrichtung: Tagcloud basiert auf dem der Term Extraction API von Yahoo! und Tagyu, welches soziale Tags von zahlreichen Services als Ergebnis liefert und damit zwar Tags entdeckt die nicht unbedingt im Text vorkommen müssen, aber auch nur bedingt mit dem Inhalt zu tun haben.

Bleibt also spannend, was sich im Fall des Tagging noch entwickeln wird. Ich würde mich ja wie ein Kleinkind freuen wenn ich meine (ohnedies vollkommen unstrukturierten) hierarchischen Ordner auf der Festplatte endlich loswerden könnte.
Dieser Beitrag wurde am Samstag, 10. Dezember 2005, 18:43 verfasst und hat 7 Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Hip Hop ist der neue Rock

Gerade in einem Masters auf MTV eine schöne Aufbereitung der Dominanz von Hip Hop in der amerikanischen Kultur. Hip Hop ist eindeutig der neue Rock, auch weil es Rapper mittlerweile deutlich besser verstehen sich zu vermarkten und aus einem Musikgenre ein Lebensgefühl, einen Lifestyle zu machen und diesen dann zu vermarkten.
Dieser Beitrag wurde am Samstag, 10. Dezember 2005, 17:12 verfasst und hat 3 Kommentare. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.



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Gemeindebau Quartett

Ich kann mich noch gut jener Zeit entsinnen an denen wir auf unendlichen Busfahrten, meist auf dem Weg in irgendwelche Sommer- oder Winterdestinationen, mit Autoquartetten PS, KW, Gewicht und Geschwindigkeiten verglichen haben. Einfaches Prinzip: einer ist dran, nennt eine Kategorie, wer den besseren Wert vorzuweisen hat, bekommt die Karte des Gegners.

Gestern habe ich eine neue Qualität des Spiels entdeckt: das Margareten Quartett, über den schönen 5. Bezirk in Wien. Komplett mit dem besten was Margareten an Gemeindebauten, Sportstätten und Lokalen zu bieten hat. Doch welche gemeinsamen Kategorien findet man wohl für so unterschiedliche Dinge? Jahreszahlen sind immer ganz gut, und (ich kann mein Staunen kaum verbergen) natürlich auch die Zähler der Seiten in Google für den Begriff. Da sag noch mal einer Google hätte nicht vieles verändert.

stadt_quartett
Der Mateotti Hof hat übrigens 684 Nennungen vorzuweisen (laut Quartett). Die Prüfung mit der Schreibweise auf der Karte zeigt ein anderes Ergebnis: nur 23 Nennungen. Erst die Rechtschreibkorrektur durch Google bringt 618 Treffer. Die Anzahl der PS konnte man seinerzeit beim Autoquartett nicht ganz so leicht überprüfen, aber ich glaube auch dort wurde geschummelt.
Dieser Beitrag wurde am Samstag, 10. Dezember 2005, 17:05 verfasst und hat 1 Kommentar. Sie können ihn kommentieren oder über Trackback sowie den Permalink darauf Bezug nehmen.




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